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AUFGEPASST! Die Lehren der Wirtschaft
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Besuche aus der Welt außerhalb
des Klassenzimmers
Zu den bewährten Berufsorientierungsmaßnahmen
zählt außerdem der Handwerker- und
Informationsabend, der von der Kreishandwerkerschaft
organisiert wird. Dort berichten bis zu
15 Cuxhavener Gesellen, Auszubildende oder
Meister über ihren Beruf. Yana Arbeiter sieht
darin die perfekte Gelegenheit, den Jugendlichen
die Vorteile dieser Tätigkeitsfelder vor
Augen zu führen. Dazu gehört, dass die Auszubildenden
sofort nach der Schule ihr eigenes
Geld verdienen, aber auch, dass dort noch individuelle
Lösungen gefunden werden und einzigartige
Aufstiegschancen möglich sind.
»Jeder hat die Chance im Handwerk seinen
Weg zu gehen.«
Wenn Jugendliche im Bewerbungstraining
oder beim Projekt „Praktikumsknigge“ von Arbeitgebern
erfahren, was alles möglich und auf
der anderen Seite, was gefordert ist, hinterlässt
das bei ihnen einen ganz anderen Eindruck, als
wenn sie es aus dem Mund des Lehrpersonals
hören. Für Schüler, Lehrer und nicht zuletzt
die Unternehmen bedeutet ein solches Engagement
also die klassische Win-Win-Situation.
Nötig und lohnend, wie auch Vertreter der Industrie
und Handelskammer feststellen:
»Der Fachkräftemangel ist da. Da kann man
sich natürlich hinsetzen und beleidigt sein und
sagen, es ist alles schlecht. Man kann aber auch
versuchen, dem aktiv entgegenzuwirken.«
Probieren geht über Studieren
Mit dem bundesweiten Projekt „1000 Chancen“
wollen die Wirtschaftsjunioren auch benachteiligten
Jugendlichen eine Gelegenheit
geben, ihr Potenzial auf dem Arbeitsmarkt
einzubringen. In diesem Rahmen ist es mit der
jährlichen Aktion „Ein Tag Azubi“ jedes Mal
gelungen, für den einen oder anderen einen
Ausbildungsplatz zu sichern. Günter Feuster ist
bei diesem Gedanken die Freude schon an der
Nasenspitze anzusehen:
»Wenn diese Leute sich schriftlich irgendwo
normal beworben hätten, wären sie wohl auf
dem C-Stapel gelandet. Die haben sich aber
bewiesen. Das ist eine Sache, die lehrreich sein
kann sowohl für die anderen Jugendlichen als
auch für die Unternehmer, nicht nur auf die
Zeugnisse zu gucken und auch aus anderen
Gruppen für ein Unternehmen eine gewisse
Rekrutierung zu erzielen. Nicht nur vorbeilaufen
und weggucken.«
Thomas Graudenz nimmt mit seinem Unternehmen
an verschiedenen Aktionen teil und
begrüßt in seiner Debstedter Motorengesellschaft
nach eigener Aussage bis zu 300 Schüler
pro Jahr. Die Berufsorientierungstage für
Mädchen und Jungs oder die Management Information
Games, bei denen Schüler eine Woche
lang ein Wirtschaftsplanspiel durchlaufen,
kosten ganz klar Zeit, Geld und Nerven. Aber
er öffnet die „Blackbox Betrieb“ gerne für die
Jugend, um dieser etwas weiter zu geben.
Den Kindern der unterschiedlichen Altersstufen
verständlich beizubringen, dass beispielsweise
das Geld nicht ohne eigenes Zutun aus dem Automaten
kommt, ist manchmal vielleicht nicht
ganz einfach, aber ganz einfach wichtig.