Mediziner mit Leidenschaft
Dr. Andreas Gerdts fast 30 Jahre ehrenamtlich beim Duhner Wattrennen im Einsatz
Zur Durchführung einer solchen Großveranstaltung
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wie dem Duhner Wattrennen
bedarf es vieler Helfer, die zum
größten Teil ehrenamtlich im Einsatz
sind. Einige von ihnen werden so gut wie
überhaupt nicht wahrgenommen, weil
sie fast ausschließlich im Hintergrund
agieren. Einer von ihnen ist Dr. Andreas
Gerdts, der in den letzten Jahrzehnten
als Rettungsarzt im Watt agiert.
Medizin war für den gebürtigen Cuxhavener
von Anfang an sein Berufswunsch.
Nach dem Besuch des Abendroth-Gymnasiums
verschlug es ihn nach Hamburg
Eppendorf, wo er zunächst das solide
Handwerk des Krankenpflegers erlernte.
Das anschließende Medizinstudium führte
ihn nach Bochum und Hannover. An der
Medizinischen Hochschule Hannover erfolgte
1985 die ärztliche Approbation und
1986 seine Promotion. Die Ausbildung
zum Facharzt für Allgemeinmedizin in den
Fachbereichen Anästhäsie, Chirurgie, Innere
Medizin und hausärztliche Tätigkeit
inklusive Kinderheilkunde war bereits sehr
vielseitig, in seinem weiteren Berufsleben
qualifizierte Gerdts sich zusätzlich zum
Rettungsmediziner und zum Arzt für Balneologie
und medizinische Klimatologie
(Kurarzt). Seit 1989 war Gerdts zunächst
in seiner hausärztlichen Praxis in Cuxhaven
Döse tätig, heute praktiziert er in Bad
Bederkesa als Hausarzt mit den Schwerpunkten
Vorsorge und Prävention und am
Helios-MVZ in Cuxhaven.
Zum Duhner Wattrennen war Gerdts nach
seiner ärztlichen Niederlassung über den
DRK-Kreisverband Cuxhaven gekommen
und agierte zunächst mehrere Jahre in der
Rettungszentrale im Haus der Kurverwaltung.
Das weitläufige Veranstaltungsgelände
erforderte den Einsatz eines zweiten
Rettungsarztes direkt am Geläuf im Watt,
diese Funktion wurde von Dr. Andreas
Gerdts dann Mitte der 90er-Jahre übernommen.
Zunächst war er mit eigenem medizinischen
Equipment tätig, heute nutzt er
die Möglichkeit, auf die technischen Gerätschaften
der Feuerwehr-Wattretter zurückzugreifen.
Während es hinter dem Deich
häufig zu kleineren medizinischen Einsätzen
wie die Versorgung von Schnittwunden,
Insektenstichen, Herz-Kreislauf-Erkrankungen
kommt, betreffen die Einsätze
im Watt und an der Rennbahn Verletzungen
nach Unfällen und Stürzen. Eine bleibende
unschöne Erinnerung war der Tod
eines Fotografen vor wenigen Jahren, der
an einer Herz-Kreislauf-Erkrankung starb
und für den jede Hilfe zu spät kam. Mit solchen
Situationen muss ein Rettungsarzt
zurechtkommen.
„Durch den Einsatz direkt im Watt sind wir
bei Rettungseinsätzen immer sehr schnell
bei den Patienten“, berichtet Dr. Gerdts,
„ich erinnere mich, dass es vor einigen
Jahren zu einem Sturz beim Ponyrennen
kam, bei dem ein junges Mädchen mit dem
Gesicht nach unten im knietiefen Wasser
auf dem Wattboden liegenblieb. Dank der
schnellen Erreichbarkeit der Unfallstelle
konnte Schlimmeres vermieden werden.“
Als Rettungsmediziner übernimmt der Arzt
die Erstversorgung und übergibt die Patienten
dann an der Wattenauffahrts-Rampe
an den Notarzt und den Rettungswagen.
Die Stürze bei den Pferderennen selbst verlaufen
heute in den meisten Fällen glimpflicher,
weil die meisten Reiter mit Protektoren
reiten. Auch die Schutzpuffer an den
Bahnbegrenzungspfählen geben heute im
Falle einer Kollision mehr nach als in früheren
Zeiten. Das macht das Wattrennen für
die aktiven Sportler sicherer.
Bei den Stürzen, die in den letzten Jahren
nur selten vorkamen, sind es meist
Verletzungen an Armen, Beinen oder an
der Wirbelsäule. Für solche Fälle sind alle
Vorsichtsmaßnahmen wie Vakuummatratzen,
Schaufeltragen und Stützkrawatten in
dem Rettungsequipment im Watt vorhanden.
„Man trägt als Rettungsmediziner eine
große Verantwortung, weil man in Sekundenschnelle
die Situation einschätzen und
entsprechende Weichen stellen muss. Bei
einer solchen Großveranstaltung kann immer
etwas passieren, darauf muss man
stets gewappnet sein“, berichtet Dr. Gerdts,
dem man im Gespräch anmerkt, dass er
mit großem Engagement bei der Sache ist.
Die Arbeit im Watt ist ein Einsatz unter erschwerten
Bedingungen, zahlreiche Gummistiefel
sind bei den Einsätzen im Watt
geblieben. Nur selten verirren sich die Ehrengäste
ans Geläuf, vor einigen Jahren
ließ sich David McAllister einmal mit dem
Rennleitungsfahrzeug ins Watt bringen,
um sich das Geschehen mal aus nächster
Nähe anzuschauen, aussteigen wollte er
allerdings nicht.
Dr. Andreas Gerdts und seine Ehefrau Birgit fühlen sich in ihrem Haus in Holte-Spangen
sehr wohl. Foto: Drossner
Dr. Andreas Gerdts