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schiffes keinen besonders guten Stand gehabt.
Grade dort war das Mauerwerk dem
feuchten norddeutschen Klima besonders
ausgesetzt. Und wie schon der Architekt
der Garnisonkirche wusste, war die Akustik
im Chorraum für die Orgel nachweislich
optimal.
Mit einem „Nordsee-Orgelfestival“ – dem
ersten, dem noch Weitere folgen sollten –
wurde die symphonische Woehl-Orgel am
30. Mai 1993 eingeweiht. Eine Woche lang
gab es mit festlichen Gottesdiensten, einer
Orgelnacht, mit Konzerten, Orgelmusik
für Kinder und der Uraufführung von Romuald
Kalsons „Petrus-Oratoriums“, einer
Auftragskomposition, Gelegenheit en
masse die neue Orgel zu entdecken. Maurice
Duruflés „Missa cum jubilo“ für Chor
und Orgel rückte gleich im Einweihungsgottesdienst
die Franzosen mit ihren Orgelklängen
ins Zentrum. Die Orgelnacht
mit drei auswärtigen Organisten, darunter
Konstantin Reymaier aus Wien, lenkte mit
Werken von Felix Mendelssohn Bartholdy,
Franz Liszt und Max Reger das Ohr der
Zuhörer auf die romantischen beziehungsweise
spätromantischen Klangaspekte der
symphonischen Woehl-Orgel. Und in Guy
Bovets Orgelkonzert wurde dann noch
einmal der ganzen Palette von Liszt und
Wagner über César Franck und Maurice
Duruflé bis zu Bovets eigenen Kompositionen
aufgefächert. Der Schweizer Organist
sollte in den kommenden Jahren noch viele
Male in Konzerten an der Orgel von St.
Petri zu hören sein.
Man habe ganz bewusst „nicht so groß feiern“
wollen, meinte Jürgen Sonnentheil
am 19. August dieses Jahres, dem Tag, an
dem die Gemeinde mit Gästen das Vierteljahrhundert
ihrer Orgel feierte. Zwei „Programmpunkte“
erinnerten dabei an die
Einweihung: Duruflés „Missa cum jubilo“
und Sergej Prokofjiews „Peter und der
Wolf“ für die Kinder. Die Duruflé-Messe,
damals vom Concerto Vocale Leipzig unter
der Leitung von Gotthold Schwarz, dem
heutigen Thomaskantor, aufgeführt, sang
beim Jubiläum der Chor Concerto Vocale,
an der Orgel: damals wie heute Jürgen
Sonnentheil.
Die Realisierung eines solchen groß angelegten,
durchaus auch ehrgeizigen Orgel-
Projekts ist nicht ohne Förderung von vielen
Seiten möglich. Pastor Manfred Gruhn
nannte beim Jubiläumsgottesdienst zu
Recht die Gemeinde mit ihren zahlreichen
Aktivitäten, darunter die Orgelbausteine
und das schließlich in dritter Auflage erscheinende
„Einmalige Kochbuch“. Das
ganz große Geld aber kam damals von
der Landeskirche und – mit unterschiedlich
hohen Summen – von einer Reihe
nichtkirchlichlicher Institionen wie der
Stadt, Stadtsparkasse Cuxhaven und der
Toto-Lotto-Gesellschaft. Der Grund für
ein solches finanzielles Engagement: Die
neue Orgel werde über ihre gottesdienstliche
Funktion hinaus Anziehungspunkt
für viele Musikinteressierte in Stadt und
Land. Und genau das ist sie auch geworden.
Ilse Cordes
Guy Bovet und Johanna Krumstroh mit der
„Geschichte von Piep dem Pieper“ in St. Petri.
Zur „Schweizer Orgelnacht“ im Juli 2015
brachte Guy Bovet (Dritter von links)
nicht nur Organisten, sondern auch
Alphornbläser mit.
„… hell tönt die Posaun’“ hieß es beim
Silvesterkonzert 2016 mit dem
Posaunisten Detlef Reiners und
Jürgen Sonnentheil an der Orgel.
FOTOS: POTSCHKA (1), SCHÖNBECK (1), CORDES